Wider die Obsoleszenz
Nach 12 Jahren, in welchen ich meine Bücherwand durch das schwarze Loch unseres ans Herz gewachsenen Scanners geschickt hatte, stand meine Tochter eines morgens vor der
Rasperry-Scanstation und sagte "Papa, ich hab's schon aufgemacht, da ist ein Papierfitzel auf der Rolle, aber ich bekomm's nicht ab".
Seit einigen Wochen schon klappte der Papiereinzug nicht zuverlässig, aber Anja hatte die Ursache gefunden. Nur war es kein Papierstückchen, sondern eine offene Wunde in einer ganz kleinen, nichtsweniger entscheidenden
Papierzuführungswalze. Natürlich keine derjenigen Walzen, welche ich vor 12 Jahren schon in vermeintlich weiser Voraussicht als prognostiziert echte Ersatzteile beschafft (und genau daher nie benötigt) hatte, sondern
ein kaum 2cm großes, nach Myriaden von Umdrehungen in der Hitze der Scanbelichtung nunmehr zusammengeschmolzenes Häufchen Elend. Sollte das nun das Ende des gemeinsamen, von 100erten digitalisierter Bücher gesäumten Weges an einem
verregneten Montagmorgen sein ? Natürlich nicht ... winners never quit and quitters never win ... auch ich möchte dereinst nicht entsorgt werden, weil vielleicht eine kleine Walze am Wegesrand zurückbleibt.
Kurze Recherche ergab
- Originalteile (die gesamte Zuführungswalze mit 2 Rollen) gab es noch
- der Händler war genau derjenige, bei welchem ich vor 12 Jahren schon die "Besser schon mal gekauft"-Ersatzteile erworben hatte
- ein anderer (amerikanischer) Nutzer hatte mit demselben Modell nach vermutlich 10 Jahren dasselbe Problem und dieses mit einer Rasierklinge und kompatiblen Rollen aus China gelöst
- diese Rollen gab es entsprechend genau und nur in großer Zahl bei einem führenden amerikanischen Onlinehändler in ebendiesem US-Shop
- dort hatte ich als auch noch einen Account, als dessen digitales Lesegerät noch nicht in Deutschland verfügbar war
Gesagt, bestellt, getan und: Die (von der neuen Zuführungswalze) transplantierten Rollen weisen danach bedingt durch die in Fachkreisen allmählich etablierte Operationsmethode des Längsrasierklingenschnittes zwar eine große
Spreizung auf, aber diese tut nicht nur keinen Abbruch, sondern die neuen Walzen wirken wie ein Jungbrunnen für jeglichen Duplex-Dokumenteneinzug.
Nachdem das mit dem Fujitsu fi-5110EOX2 so schön geklappt hatte und die kompatiblen Ersatzrollen aus USA noch währen der kritischen Nacheuphorie-Phase eingetroffen waren,
musste natürlich auch desssen Bruder Fujitsu 510M herhalten. Zwar waren dessen Rollen leider noch in gutem Zustand (ebenfalls trotz Durchlauf einer Bücherwand), aber das wollen wir
als Ausrede nicht gelten lassen, denn der deutsche Ingenieur denkt immer prophylaktisch und natürlich funktioniert auch dieses kleine Prachtstück nun wieder wie am ersten Tag.
Daher hier zur Nachahmung die einzelnen Schritte am Beispiel des Fujitsu 510M mit noch recht tapfer gehaltenen Rollen. Bei Entfernen und Einsetzen der jeweils
mit einer Rasierklinge längs geschlitzten Rollen rotiert man die Walze jeweils 1/7 durch gleichzeitiges Gedrückthalten der Einschalt- und Drücken der Scan-Taste.
Und allen, welche keine Rasierklingen, sondern nur Kinderspielzeug im Hause haben, sei dieser Artikel empfohlen ...
Vor und nach Extraktion beider Rollen mit Rasierklinge und Zange ...
Alte (Rasierklingenschlitz sichtbar) und neue Rollen nebeneinander ... ...
Chirurgisches Operationsbesteck ... ...
Nach der Herztransplantation ... großer Schlitz bleibt (wir haben alle unsere Wunden) ... Scanner läuft wieder wie am ersten Tag ... ...
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